Sonderlich überzeugt vom Weg, den Jekyll geht, bin ich nicht. Diese Tendenz, alle möglichen Funktionen in Gems auszulagern (wie die Paginierung, meines Erachtens eine Blog-Kernfunktion) ist IMHO nicht der richtige. Das erhöht nur die Komplexität. Der Reiz war, einfach gem install jekyll einzutippen und dann loszubloggen.
Wenn der Entwicklungsweg, den der nahe Verwandte Octopress gehen möchte, für die Entwicklungs-Kultur rund um Jekyll repräsentativ ist, soll »mach ein Gem draus« wohl der empfohlene Weg zur Erweiterung werden.
Aber warum? Bspw. hat das Plugin, das mein Archiv erstellt, ohne Kommentare und Leerzeilen ca. 40 Zeilen Code. Warum soll ich daraus ein Gem machen, statt einfach eine Datei in _plugins zu werfen?
Der als Milestone gefeierte »Incremental Build« funktioniert nicht korrekt, und bringt auch keinen nennenswerten Geschwindigkeitsvorteil. Fairerweise muss man anmerken, dass dieser auch noch »beta« ist.
Und dann soll jetzt alles in »Collections« rein, damit man nicht nur Blog-Posts, sondern Datenstrukturen aller Art irgendwie in statische Seiten umwandeln kann. Das kann ganz praktisch sein (z.B. wird im Fußball-Blog meine Grounds-Karte so erzeugt), aber sollte nicht der Hauptanwendungsfall sein.
Auch die Blog-Posts wurden mit 3.0 nun in Collections umgewandelt. Das ist der breite Weg weg von dem, was Jekyll eigentlich ist – ein kleines Tool, um ein Bündel Markdown-Dateien in ein statisch gerendertes Blog zu verwandeln – in Richtung eines »kannste alles mit machen, Digga«-Tool. Was dann leicht zum Wordpress-Holzweg werden kann…
Das ist wohl eine beklagenswerte Tendenz, dass alle erfolgreichen kleinen Tools irgendwann zu viel werden wollen und sich dann unnötig aufblasen. Man darf gespannt sein, was daraus noch werden wird und ob man irgendwann dann zu einem anderen kleinen Tool wechseln muss, bei dem dieser Zyklus dann wieder von vorne beginnt…
»Und da kommt nun Apple mit seiner Message: wir machen das werbefinanzierte Web platt, wie wir die Musikindustrie platt gemacht haben, um es danach zu retten, zu unseren Bedingungen versteht sich. […] Aber was mich gleichzeitig freut und schmerzt ist dieses: Keiner macht dort irgendetwas, was nicht jeder Websitebetreiber selbst hätte machen können, mit Webstandards und der minimalistischen Anwendung der heiligen Dreifaltigkeit der Webentwicklung: HTML, CSS und Javascript.«
So sieht es aus. Die Strafe für jahrelanges Fehl-Entwickeln.
Da Twittern über Fußball nicht mehr ausreicht und ich dieses kleine Blog für das Problematisieren über die Welt bereit halten möchte, habe ich ein Fußballblog gestartet, mit so einer neumodischen TDL: ballreiter.futbol. Denn: »Mein Freund ist aus Leder!« Natürlich mit Jekyll, das mir immer besser gefällt je mehr ich damit arbeite.
Drüben bei wirres.net geht es um die Abgründe der Online-Werbe-Branche: »was mich jedenfalls erstaunt, ist die aggressivität mit der die werbeanbieter vorgehen — aber auch die anbieter von werbeblockern. am ende verlieren alle, weil, vor lauter rumgockelei, niemand interesse an konstruktiven, vernünftigen lösungen hat.« Ich denke bei der Branche ist Hopfen und Malz verloren, die »konstruktive und vernünftige Lösung« sieht bei mir so aus: Glimmerblocker und Ghostery.
»Und derweil müssen wir uns mit der Einsicht anfreunden, dass unsere Regierung keinen Deut demokratischer agiert, als die von Peking oder Pjöngjang. Allein der Wohlstand, der weite Teile der Bevölkerung fett und sowas in der Richtung von zufrieden macht, trennt uns von einer x-beliebigen Bananen-Republik.«
Das muss man schon anerkennen, unser Regime hat das mit »Brot & Spiele« wirklich drauf. Der überwiegenden Mehrheit geht es ökonomisch gut, hat nichts zu verbergen, ist gut unterhalten und unter Freiheit versteht sie »preiswertes Benzin« und »freie Fahrt auf der Autobahn«. Alle vier Jahre freut man sich auf das »Zettel falten« und twittert dann »#waehlenGehen« weil man so stolz ist auf seine Demokratie.
»An all out revolt is probably the only way this will change at this point.«
Ich nehme mich von all dem selbstverständlich nicht aus, selbstverständlich ist z.B. meine Leidenschaft für Profisport mit dem runden Leder hochgradig mitwirkend in Sachen »Brot & Spiele«. Aber wenn Ihr Euch schon nicht zusammen rottet und die, die fortgesetzt unsere Freiheit schänden, verjagt so macht es wenigstens wie ich und macht etwas und werdet z.B. »Fördermitglied bei der Digitalen Gesellschaft«.
Es war wieder einmal soweit: Nach 2007, 2008, 2009, 2010, 2011 und 2013 ging es bereits zum 7. Mal gen Berlin zur re:publica. Sie stand unter dem Motto »finding europe«. Es hat sich mir allerdings nicht erschlossen was das Motto eigentlich bedeuten soll und inwiefern sich das irgendwo niedergeschlagen hat. Ich habe sowieso bei solchen Veranstaltungen stets den Verdacht, dass das Motto nur ein »Brocken« ist welcher der Journaille hingeworfen wird. Auf dass sie sich daran abarbeiten möge…