Das ist ein Titel, was? Könnte von einer dieser neuen Clickbait-»Nachrichten«-Seiten stammen…
Auch wenn mein auf dem Server gehosteter RSS-Reader Fever seit Dezember 2016 »discontinued« ist, funktioniert er noch stets, wie all die Jahre vorher, einwandfrei und wird täglich benutzt. Ein Manko: Es gibt keine Funktion für »kaputte« oder »aufgegebene« Feeds. So ging ich in den letzten Tagen einmal die Folder durch und checkte alle Feeds. Mittlerweile sind von einst 385 Feeds noch 262 übrig geblieben, Blogs und Feeds kommen und gehen halt…
Dabei sind mir drei Unarten aufgefallen, die mit geringem Aufwand (und ein wenig Aufmerksamkeit für die Leserinnen und Leser des eigenen Blogs) vermieden werden können:
Es gibt keinen Link zum RSS-Feed! Ja, »Autodiscovery« im head-Bereich, schön! Aber manchmal möchte man einfach die Adresse des Feeds sehen. Die meisten Blogs sind voller Links auf allen möglichen Kram, warum ist dann ein Link der »RSS« heißt ein Problem?
Die Feed-Adresse wird geändert und man macht keine Redirection von der alten Adresse! Was erwartet Ihr, dass jede(r) nichts anderes zu tun hat, als jeden Tag zu checken, ob sich bei irgendeinem Blog im Reader die Feed-Adresse geändert hat?
Blog-Einträge ohne Datum! »Umgekehrt chronologische Artikelliste« ist das, was ein Blog von alters her ausmacht. Die ist aber relativ sinnlos, wenn bei den Artikeln kein Datum steht. Überall wimmelt es in Deinem Blog von Zeugs mit zweifelhaftem Wert (Newsletter-Abo-Boxen, »Like mich«-Aufforderungen, etc. etc.), aber ein Datum unter den Artikel/die Überschrift/wo auch immer passte nicht in das elaborierte Designkonzept?
Alle Leserinnen und Leser bitten um freundliche Beachtung. Danke, weitermachen!
Niemand mag XML. Das Problem dabei: Wenn man mit RSS und Atom, den Standard-Syndikalisierungsformaten seit Anbeginn der Weblog-Zeit (also ca. 2001), rummachen möchte, muss man sich wohl oder übel mit XML auseinander setzen. Ein unhaltbarer Zustand. Dachten sich auch Brent Simmons und Manton Reece und erfanden ein neues Syndikalisierungsformat, diesmal aber auf Basis des viel leichter zu handhabenden JSON-Formats: JSON Feed.
Eine gute Idee, die sich auch schnell mit Jekyll implementieren lässt…
»Die ursprüngliche Idee eines Weblogs war ja: Links die man aufgespürt hat für den Rest der Menschheit (und natürlich sich selbst, wer weiß heute schon noch welche Site er vorgestern besucht hat) zu dokumentieren und zu veröffentlichen, so dass nach und nach ein persönliches "Netztagebuch" entsteht in dem sich individuelle Interessen und Präferenzen dokumentieren.«
Immerhin habe ich es geschafft, wenigstens jedes Jahr einmal etwas ins Blog zu schreiben und (fast) alle jemals rausgebloggten Inhalte (dank eines stets durch die Jahre mitgeschleppten Codebatzens für diverse Redirects von diversen Domains) unter ihren damals veröffentlichten URLs zu erhalten. Hier im Archiv ist noch alles verfügbar.
Und heute? Die kleinen Notizen und Links, die damals den Charme des Bloggens ausgemacht haben, sind zu Twitter und Co. abgewandert. Nicht nur Dave Winer bedauert das. Medium ist ein heißes Ding, ich mag es nicht, in einem fremden Silo bloggen ist mir zu »unbloggig«.
Viele bloggen unverdrossen durch (wie der oben erwähnte Schockwellenreiter), oder wieder (wie Konstantin), oder kehren zu ihren Blog-Wurzeln zurück (wie Nico).
»On blogs, I can read most of the long-form writing that’s worth reading about the art and craft of programming computers. Or I can follow most of the economists’ debates that are worth having. Or I can check out a new photographer every day and see new a way of seeing the world.«
Wie die Zeit vergeht! Ich bin ja schon seit Januar 2007 bei Twitter dabei und habe noch eine sechsstellige User-ID. Viele »Web Zwo«-Angebote und »Social-Network-Versuche« (Pownce, ADN, Ello – Leichen pflastern unseren Weg…) kamen und gingen im Laufe der Jahre, bei Twitter bin ich geblieben.
»Nun bin ich also drin. In Twitter. Wieso heisst das eigentlich nicht Twittr? Und wozu ist das eigentlich gut? Sagt es mir, ich kann es nicht erkennen.«
So kann man sich täuschen. Ich mag die Atmosphäre meiner Timeline, diese genau richtige Mischung aus Nähe und Distanz mit ebendieser. Und den Zwang, sich auf 140 Zeichen zu beschränken, der für so manchen Zeitgenossen überaus heilsam ist. Hashtags bilden »Ad-Hoc-Gemeinschaften« für ein bestimmtes Interesse und schnelle Informationsquellen aus allen möglichen Richtungen. Und es formieren sich Gemeinschaften Gleichgesinnter. Wenn ich z.B. im Stadion bin, treffe ich laufend Leute, die ich nur durch Twitter kenne. Schon eine gute Sache, dieses Twitter.
Schön war auch die innovative Atmosphäre der Twitter-Anfangszeit. Dinge wie Hashtags und die Idee, in den Tweets Bilder zu verlinken (Twitpic!) – alles das entstand praktisch erst durch findige Entwickler(innen) während der Nutzung der Plattform. Umso schäbiger wie Twitter, als es größer wurde, die Entwickler von Third-Party-Tools behandelte.
In letzter Zeit dräuten bei Twitter immer wieder komische Entwicklungen (angebliche Auflösung des 140-Zeichen-Limits, Abkehr von der chronologischen Timeline, etc.), die bis jetzt zum Glück größtenteils ausblieben. Twitter sollte so bleiben wie es ist und sich genau überlegen, ob es eine Art Facebook werden will. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach liegt Twitters Erfolg daran, dass es eben nicht so ist, sondern ganz eigen. Und wenn es nicht für jede(n) ist, ist das auch okay. Es muß nicht alles für jede(n) sein. Was die »jungen Leute«(TM) an diesen »Youtubern« finden oder auf »Snapchat« treiben, verstehe ich auch nicht. Das ist halt deren Ding, Twitter ist unser Ding. Und weder für deren noch für unser Ding gibt es eine Notwendigkeit, das Ding so umzubauen, dass es ganz selbstverständlich für alle und jeden ist…
In diesem Sinne: Glückwunsch und weiter so, Twitter!
Einen schönen Meta-Artikel über das Bloggen in diesen Zeiten gibt es beim Herrn ix zu lesen: »push und pull«. Besonders gut gefällt mir diese auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung der Motivation:
»bloggen als selbstbefriedigung, schreibübung und welt- und wahrnehmungs-verdauungshilfe.«
Gestern war es soweit: Ich habe mein letztes Textpattern abgeschaltet. Das erste Blog »das Netzbuch« moderte in seinem guten alten Textpattern noch fröhlich auf dem Server herum, nach all den Jahren noch stets eifrig besucht von Bots und Google-Kundschaft, ca. 300 bis 400 Visits/Tag. Was schon erstaunlich ist, wer einmal in der Maschine steckt bleibt für immer drin…
Im Rahmen einer »Weblog-Archiv-Konsolidierung« wurde alles Erhaltenswerte in Textile-Dateien konvertiert (dazu mehr hinter dem »Weiter«) und mit Jekyll in statisches HTML umgewandelt, damit man sich nicht wg. eines 10 Jahre alten Blogs ständig um Updates des CMS kümmern muss.
Nun kann das ganze gebloggte Geseier aus 14 Jahren fröhlich, ohne Angst vor dem ge0wned-werden, auf dem Server herummodern. Die gesamte Blog-Historie dieses kleinen Blogs, das erst »das Netzbuch« (von 2002 bis 2006), dann »uninformation.org« (2006 bis 2009) und seit 2010 »der Uninformat« heisst, ist nun im Archiv zugänglich.