Jekyll hat eine neue Chefin!

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Der Seitengenerator jekyll, der auch dieses kleine Weblog und seinen Fußballblog-Zwilling antreibt, hat eine neue Chefentwicklerin, Olivia Hugger: »Meet Jekyll's New Lead Developer«:

»In my [Parker Moore, der bisherige Chefentwickler] conversations with Olivia, it is clear that Jekyll’s vision of simplicity for the user (no magic!) and letting users’ content be king will remain a top priority.«

Welcome! Man darf gespannt sein, wie sich mein Lieblingsblogsystem weiterentwickelt. Der Hype um statische Seitengeneratoren nimmt gefühlt von Monat zu Monat zu. Wir sind schon in der Phase, in der sich Menschen wohlklingende Abkürzungen ausdenken. So wurde aus »ich baue mir mit einem Generator eine statische Site und mache darin mit JavaScript ein paar Sachen« der »JAMStack«

Jekyll gefällt mir noch stets außerordentlich. Es ist ein sehr flexibles System, wenn man in Ruby programmieren kann gibt es fast nix, was man damit nicht bauen könnte.

Nichtsdestotrotz missfällt mir bei der aktuellen »offiziellen« Entwicklungsrichtung vor allem der Fokus auf das Deployment auf Github-Pages. Warum soll man nach dem Code der Welt auch noch die Blogs der Welt auf Github zentralisieren?

Ebenso missfällt der Trend zum Verkomplizieren. Warum soll man ein Plugin, das 10 Zeilen funktionalen Code enthält, als Gem ins Blog packen, statt einfach eine Datei im plugins-Ordner anzulegen?

John Perry Barlow

johnperrybarlow internet netzpolitik

John Perry Barlow 2009, Wikimedia Commons

John Perry Barlow, Viehzüchter, Greatful-Dead-Songwriter und Netzaktivist, ist gestern im Alter von 70 Jahren verstorben. Seine »Declaration of the Independence of Cyberspace« war, wie Heise im Nachruf schreibt, »einer der wichtigsten Aufrufe der frühen Internetbegeisterung«. In der Tat hat dieser Text auch mich damals in meiner »begeisterten« Internet-Anfangszeit maßgeblich geprägt…

[Bild: John Perry Barlow, Wikimedia Commons, CC BY 2.0 von Joi unter Creative Commons Attribution 2.0 Generic Licence, thanks!]

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Drei Zeichen dafür, dass Dein Blog doof ist!

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Das ist ein Titel, was? Könnte von einer dieser neuen Clickbait-»Nachrichten«-Seiten stammen…

Auch wenn mein auf dem Server gehosteter RSS-Reader Fever seit Dezember 2016 »discontinued« ist, funktioniert er noch stets, wie all die Jahre vorher, einwandfrei und wird täglich benutzt. Ein Manko: Es gibt keine Funktion für »kaputte« oder »aufgegebene« Feeds. So ging ich in den letzten Tagen einmal die Folder durch und checkte alle Feeds. Mittlerweile sind von einst 385 Feeds noch 262 übrig geblieben, Blogs und Feeds kommen und gehen halt…

Dabei sind mir drei Unarten aufgefallen, die mit geringem Aufwand (und ein wenig Aufmerksamkeit für die Leserinnen und Leser des eigenen Blogs) vermieden werden können:

  • Es gibt keinen Link zum RSS-Feed! Ja, »Autodiscovery« im head-Bereich, schön! Aber manchmal möchte man einfach die Adresse des Feeds sehen. Die meisten Blogs sind voller Links auf allen möglichen Kram, warum ist dann ein Link der »RSS« heißt ein Problem?

  • Die Feed-Adresse wird geändert und man macht keine Redirection von der alten Adresse! Was erwartet Ihr, dass jede(r) nichts anderes zu tun hat, als jeden Tag zu checken, ob sich bei irgendeinem Blog im Reader die Feed-Adresse geändert hat?

  • Blog-Einträge ohne Datum! »Umgekehrt chronologische Artikelliste« ist das, was ein Blog von alters her ausmacht. Die ist aber relativ sinnlos, wenn bei den Artikeln kein Datum steht. Überall wimmelt es in Deinem Blog von Zeugs mit zweifelhaftem Wert (Newsletter-Abo-Boxen, »Like mich«-Aufforderungen, etc. etc.), aber ein Datum unter den Artikel/die Überschrift/wo auch immer passte nicht in das elaborierte Designkonzept?

Alle Leserinnen und Leser bitten um freundliche Beachtung. Danke, weitermachen!

XML raus! Oder: Hi JSON Feed!

jsonfeed jekyll weblogs

Niemand mag XML. Das Problem dabei: Wenn man mit RSS und Atom, den Standard-Syndikalisierungsformaten seit Anbeginn der Weblog-Zeit (also ca. 2001), rummachen möchte, muss man sich wohl oder übel mit XML auseinander setzen. Ein unhaltbarer Zustand. Dachten sich auch Brent Simmons und Manton Reece und erfanden ein neues Syndikalisierungsformat, diesmal aber auf Basis des viel leichter zu handhabenden JSON-Formats: JSON Feed.

Eine gute Idee, die sich auch schnell mit Jekyll implementieren lässt…

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15 Jahre

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Kürzlich feierte der Schockwellenreiter das 17-jährige Jubiläum seines Weblogs (dazu natürlich: Herzlichen Glückwunsch!). Das kam zur rechten Zeit, denn beim Stichwort »Jubiläum« und angesichts des nahenden Wonnemonats Mai machte es dann »Klick« und ich erinnerte mich an das eigene Jubiläum: Exakt heute vor 15 Jahren erblickte mein allererstes Blog mit einem etwas kruden Artikel zu einem nicht minder kruden Artikel auf SpOn mit dem Titel »Die freie Hasswirtschaft…« das Licht der Welt.

Einen Meta-Artikel reichte ich erst drei Tage später nach (das Blog war da noch Teil einer anderen Site, das erklärt den komischen Text) und schrieb:

»Die ursprüngliche Idee eines Weblogs war ja: Links die man aufgespürt hat für den Rest der Menschheit (und natürlich sich selbst, wer weiß heute schon noch welche Site er vorgestern besucht hat) zu dokumentieren und zu veröffentlichen, so dass nach und nach ein persönliches "Netztagebuch" entsteht in dem sich individuelle Interessen und Präferenzen dokumentieren.«

Stimmt. So war das dann ja auch.

In den 15 Jahren wechselten Blog-Software, Design und Domains mehrere Male. Die allererste Version war mit einer Portalsoftware namens »Geeklog« realisiert, die zu meiner großen Überraschung heute immer noch existiert. Es folgte die gute alte pMachine (die dann an ihrem Erfolg und ihrer Mutation zu einem CMS namens ExpressionEngine den tödlichen Pfad der undefinierten Featuritis einschlug), das elegante Textpattern, eine Eigenentwicklung in Ruby On Rails und schließlich (heute) der Sitegenerator Jekyll.

Immerhin habe ich es geschafft, wenigstens jedes Jahr einmal etwas ins Blog zu schreiben und (fast) alle jemals rausgebloggten Inhalte (dank eines stets durch die Jahre mitgeschleppten Codebatzens für diverse Redirects von diversen Domains) unter ihren damals veröffentlichten URLs zu erhalten. Hier im Archiv ist noch alles verfügbar.

Screenshots 15 Jahre Blog

Als »der Blog« noch »das Weblog« hieß waren Blogs eine »heiße Sache«. Argwöhnisch beäugt von der Journaille, waren sie trotz »Web 2.0« und »Social Media« nie ganz tot zu kriegen. Schnell machte man sich Gedanken, wie man mit Bloggen Geld verdienen kann und der Pro-Blogger war geboren. Das waren die Zeiten!

Und heute? Die kleinen Notizen und Links, die damals den Charme des Bloggens ausgemacht haben, sind zu Twitter und Co. abgewandert. Nicht nur Dave Winer bedauert das. Medium ist ein heißes Ding, ich mag es nicht, in einem fremden Silo bloggen ist mir zu »unbloggig«.

Viele bloggen unverdrossen durch (wie der oben erwähnte Schockwellenreiter), oder wieder (wie Konstantin), oder kehren zu ihren Blog-Wurzeln zurück (wie Nico).

Auch international wird natürlich weiter gebloggt, Tim Bray schrieb kürzlich:

»On blogs, I can read most of the long-form writ­ing that’s worth read­ing about the art and craft of pro­gram­ming com­put­er­s. Or I can fol­low most of the economists’ de­bates that are worth hav­ing. Or I can check out a new pho­tog­ra­pher ev­ery day and see new a way of see­ing the world.«

Wozu dann Kottke schrieb:

»(…) but as Bray suggests, a few of us diehards will still be hoofing it here on our small stages until they sweep us off the stage.«

Und hier, was ist auf dieser meiner »Stage« los? Hier passierte in letzter Zeit eher wenig, gebloggt habe ich nur fleißig drüben im Fußballblog

Aber wer weiß, interessante Dinge (Stichwort »Microblog«) werfen ihre Schatten voraus, vielleicht setzen diese wieder einen neuen Impuls. Mal gucken…

Twitter hat Geburtstag, oder: Bleib wie Du bist, altes 140-Zeichen-Haus!

twitter web20

Unser aller Lieblings-Webzwo-Dienst Twitter feiert am heutigen 21.3.2016 seinen 10. Geburtstag mit einem hübschen Video.

Den Link zum Video-Tweet fand ich beim Herrn Assbach, der auch einen schönen Screenshot aus der Anfangszeit von Twitter hat. Twitter hieß im März 2007 noch zeitgenössisch-zwei-nullig korrekt »Twttr«…

Wie die Zeit vergeht! Ich bin ja schon seit Januar 2007 bei Twitter dabei und habe noch eine sechsstellige User-ID. Viele »Web Zwo«-Angebote und »Social-Network-Versuche« (Pownce, ADN, Ello – Leichen pflastern unseren Weg…) kamen und gingen im Laufe der Jahre, bei Twitter bin ich geblieben.

Dabei habe ich damals eigentlich nur etwas Interessantes und Originelles (einen »Brüllr« eben) in der Flut der vielen Kopien von Kopien von Web-Zwo-Diensten gesucht und war mir völlig im Unklaren darüber, wofür dieses Twitter überhaupt gut sein soll:

»Nun bin ich also drin. In Twitter. Wieso heisst das eigentlich nicht Twittr? Und wozu ist das eigentlich gut? Sagt es mir, ich kann es nicht erkennen.«

So kann man sich täuschen. Ich mag die Atmosphäre meiner Timeline, diese genau richtige Mischung aus Nähe und Distanz mit ebendieser. Und den Zwang, sich auf 140 Zeichen zu beschränken, der für so manchen Zeitgenossen überaus heilsam ist. Hashtags bilden »Ad-Hoc-Gemeinschaften« für ein bestimmtes Interesse und schnelle Informationsquellen aus allen möglichen Richtungen. Und es formieren sich Gemeinschaften Gleichgesinnter. Wenn ich z.B. im Stadion bin, treffe ich laufend Leute, die ich nur durch Twitter kenne. Schon eine gute Sache, dieses Twitter.

Schön war auch die innovative Atmosphäre der Twitter-Anfangszeit. Dinge wie Hashtags und die Idee, in den Tweets Bilder zu verlinken (Twitpic!) – alles das entstand praktisch erst durch findige Entwickler(innen) während der Nutzung der Plattform. Umso schäbiger wie Twitter, als es größer wurde, die Entwickler von Third-Party-Tools behandelte.

In letzter Zeit dräuten bei Twitter immer wieder komische Entwicklungen (angebliche Auflösung des 140-Zeichen-Limits, Abkehr von der chronologischen Timeline, etc.), die bis jetzt zum Glück größtenteils ausblieben. Twitter sollte so bleiben wie es ist und sich genau überlegen, ob es eine Art Facebook werden will. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach liegt Twitters Erfolg daran, dass es eben nicht so ist, sondern ganz eigen. Und wenn es nicht für jede(n) ist, ist das auch okay. Es muß nicht alles für jede(n) sein. Was die »jungen Leute«(TM) an diesen »Youtubern« finden oder auf »Snapchat« treiben, verstehe ich auch nicht. Das ist halt deren Ding, Twitter ist unser Ding. Und weder für deren noch für unser Ding gibt es eine Notwendigkeit, das Ding so umzubauen, dass es ganz selbstverständlich für alle und jeden ist…

In diesem Sinne: Glückwunsch und weiter so, Twitter!