dasfest2006
»Ein Volk steht wieder auf, na toll, bei Aldi brennt noch Licht...«
Stammleser wissen um das Faible des Autors für deutschsprachigen Indie-Rock mit problematisierenden Texten vornehmlich Hamburger Provenienz. Da verwundert es natürlich niemanden, dass der erste Tag von »Das Fest« in Karlsruhe ein Pflichttermin war. Es hatten nämlich die Gitarren das Wort, und niemand anders als Kettcar gab sich die Ehre. Und die Herren um Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff, ihres Zeichens auch die Chefs eines der wenigen Labels, von denen man Platten kaufen kann, ließen sich nicht lumpen und brachten das zahlreich erschienene Publikum zum toben. Sie spielten fast alle Songs vom zweiten Album und ein paar Hits aus alten Zeiten. Erstaunlich, wie textsicher die Karlsruher Massen waren, die Choreinlage am Ende von »Stockhausen, Bill Gates und ich« (von wegen »der gebrochene Daumen von Carlos Santana« ;)) funktionierte hervorragend. Kettcar wurde übrigens nach Marcus’ eigenen Worten eingeladen, weil die Fans von Juli und Silbermond, die letztes Jahr eingeladen waren, zu wenig Bier tranken. ;) Und aus Getränkeverkäufen finanziert sich das »Das Fest«, denn ansonsten ist es umsonst und draußen. Wo kann man schon Bier trinken für einen guten Zweck?
Danach spielten noch die alten Haudegen von der New Model Army. Ich war weiland nie ein großer Fan von ihnen, aber »Here comes the war« und andere alte Klassiker entbehren, live und äußerst wild vorgetragen, nicht ihres animalischen Reizes…
Das Fest ist badisch-effizient organisiert, Getränkezufuhr und Leergut-Abfuhr klappt ausgezeichnet. Eine strenge Kontrolle am Eingang verhindert (zu Recht), dass die Kiddies sich mit mitgebrachten brennbaren Getränken die Kante geben und bewahrt damit eine friedliche Atmosphäre. So kann man zwischen den Live-Acts entspannt über das Gelände schlendern und wunderliche Dinge, wie einen Turm aus leeren Desperado-Kästen, bewundern:
Mein persönliches musikalisches Fest-Highlight ist mit Kettcar schon rum. Einen Geheimtipp für die Indie-Gitarren-Fraktion gibt es noch am Sonntag, wenn »Kate Mosh« auf der kleinen Bühne spielen. Ansonsten spielen u.a. noch Seeed (Rap und Hip-Hop ist nun einmal gar nicht mein Ding, werde ich zum »Konzertfotos üben« nutzen ;-)) und Skin, die ehemalige Sängerin von Skunk Anansie. Ihre durchaus goutierbare Musik wird leider durch ihre auf die Dauer exorbitant nervtötende Stimme relativ unhörbar gemacht.
Nun ja, wir werden sehen. Und in Zeiten des Web 2.0 geht es natürlich nicht ohne einen über das ganze Wochenende beständig aktualisierten flickr-Set vom Fest.