re:publica 10 - Tag 2 - Volle Räume, große Themen

Die re-publica hat in ihrer vierten Auflage langsam das Problem, das auch die letzten Ausgaben des CCC-Congress zur Hölle gemacht hatte: Es wird zu voll. Aus 700 Besuchern 2007 sind mittlerweile 2.500 geworden, gerade die kleinen Räume platzen aus allen Nähten und es geht dort zu Beginn der Veranstaltungen zu wie bei der Eröffnung von Elektronik-Discountern in Berlin. Da ich irgendwann bei einem der letzten Congresse für mich festgelegt habe, dass kein Vortrag es wert ist, wie ein Pendler in der U-Bahn von Tokyo zu stehen, musste ich auf einige mich thematisch interessierende Vorträge verzichten.

Am Morgen ging es in die Rotlichtatmosphäre des »Quatsch Comedy Club«, wo Geert Lovink über »Radical Critique Of Free Culture« reden sollte. Leider war der Vortrag nur eine kommentierte Übersicht über die Projekte seines »Institute Of Network Cultures und eine Literaturübersicht zu Netzkultur-Pessimisten von Frank Schirrmacher über Nicholas Carr bis hin zum notorischen Jaron Lanier. Etwas enttäuschend, da konnte auch San Precario, der Schutzpatron der Digitalen Bohème, nichts mehr raus reißen.

re:publica 10 - Bre Pettis mit dem MakerBot

Bre Pettis stellte den »MakerBot« vor, einen schon vom Congress bekannten 3D-Drucker. Das Dingen ist eine Art programmierbarer Heißklebestift, der in der Lage ist, dreidimensionale Objekte aus Plastik zu erstellen. Durchaus beeindruckend, was damit alles hergestellt wird, wie z.B. der MP3-Player in den Zeitläuften angemessener Handgranetenform auf dem Bild. Nach dem Vortrag konnte ich das Dingen mal aus der Nähe bei der Arbeit betrachten. Da fehlt nicht mehr viel, und bald können wir dreidimensionale Objekte genaus einfach »ausdrucken« wie ein Dokument auf ein Blatt Papier.

re:publica 10 - Daniel Schmitt von Wikileaks

Mittags sprach Daniel Schmitt über Wikileaks, die seit dem Irak-Video neulich fast jedermann bekannte Plattform für das Befreien von irgendwen aus irgendwelchen Interessen vor der Öffentlichkeit verborgenen Dokumenten, dem sogenannten »Whistleblowen«. Der Vortrag ähnelte ein wenig einem Verkaufsvortrag mit Slogans wie »your premier supplier for fresh documents«. Wikileaks wurde als »Partner« der etablierten Medien angepriesen, dort könne man Dokumente sicher ablegen, die sonst vielleicht zu einer Redaktionsdurchsuchung führen könnten. Das Interview mit Daniel Schmitt aus der Berliner Morgenpost erzählt im Grunde das, was auch im Vortrag gesagt wurde.

Zum Abschluss gab es noch eine Diskussionsveranstaltung der Fußballblogger. Die Profivereine tun sich noch ein wenig schwer, die Blogs als »richtige« Medien anzuerkennen, der Umgang mit den Emporkömmlingen aus dem Web ist, je nach Verein, sehr unterschiedlich und reicht von totaler Ignoranz bis hin zu vorsichtiger Partnerschaft.

Und zwischendurch trifft man neue und alte Netzbekannte und schimpft über das langsame WLAN, also wie immer auf Veranstaltungen dieser Art.

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